Die erste Gewässerquerung

Nachdem ich die Info erhalten hatte dass sich was bei den Brücken in unserem Ort bewegt, war ich wieder mit dem Handy unterwegs. Komme leider erst heute dazu die Fotos vom 10.05. zu zeigen und zu kommentieren.

Nun, in der Sinsheimer-Straße wo die Straße den „Rosenbach“ quert, hat nun auch ein Leerrohr den Bach gequert:

Diese Querung schließt die Straßen Bitzweg, Sinsheimer Straße und vermutlich noch Teile der Inneren Christlingen ans Netz an.

Im Jahr 2016 trat in Deutschland das sogenannte DigiNetz-Gesetz in Kraft (siehe auch https://www.heise.de/news/Bundestag-verabschiedet-Gesetz-zum-Glasfaserausbau-3261962.html). Dieses Gesetz verpflichtet dazu, bei Neubauten oder Sanierungen von Straßen sowie bei der Erschließung von Neubaugebieten Glasfaserkabel oder zumindest Leerrohre für die spätere Nutzung mitzuverlegen. Ziel ist es, den Breitbandausbau zu beschleunigen und Kosten zu sparen, indem doppelte Tiefbauarbeiten vermieden werden.

Das Gesetz setzt eine EU-Richtlinie von 2014 um und verpflichtet öffentliche Versorgungsnetzbetreiber wie Stadtwerke, ihre bestehende und geplante Infrastruktur für den Breitbandausbau zu öffnen. Dies bedeutet, dass bestehende Infrastrukturen wie Energie- und Abwassernetze, Schienen und Wasserwege genutzt werden sollen, um Glasfaserleitungen oder zumindest Leerrohre zu verlegen.

Die Mitverlegung von Glasfaserkabeln oder Leerrohren ist insbesondere bei Bauarbeiten vorgesehen, die ganz oder teilweise aus öffentlichen Mitteln finanziert werden und deren geplante Dauer acht Wochen überschreitet. Dabei soll die Mitverlegung bedarfsgerecht erfolgen, insbesondere in Gebieten, die noch nicht ausreichend mit Hochgeschwindigkeitsnetzen versorgt sind.

Insgesamt soll das DigiNetz-Gesetz dazu beitragen, den Ausbau digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze in Deutschland effizienter und kostengünstiger zu gestalten.

Obwohl das DigiNetz-Gesetz erst 2016 in Kraft trat, wurde die zugrunde liegende EU-Richtlinie bereits 2014 verabschiedet. Diese Richtlinie zielte darauf ab, den Breitbandausbau durch die Nutzung bestehender Infrastrukturen zu beschleunigen und kosteneffizienter zu gestalten. Daher wäre es für Gemeinden, die 2015 Infrastrukturprojekte wie Brückensanierungen durchführten, vorausschauend gewesen, bereits damals die Mitverlegung von Leerrohren für zukünftige Glasfaserinstallationen in Betracht zu ziehen. Ein solches Vorgehen hätte nicht nur zukünftige Kosten gespart, sondern auch den Weg für eine schnellere Digitalisierung geebnet.

Die Entscheidung, bei der Brückensanierung 2015 (siehe auch: https://www.rnz.de/region/sinsheim-kraichgau/sinsheim_artikel,-Sinsheim-Neckarbischofsheim-Neues-Bett-und-neue-Bruecke-fuer-den-Bach-_arid,89056.html) keine Leerrohre zu verlegen, erscheint daher aus heutiger Sicht als verpasste Chance, die digitale Infrastruktur proaktiv zu stärken.

Verpasste Chancen sind das eine. Dann aber Jahre brauchen um eine Alternative zu genehmigen ist etwas völlig anderes.

Die Tiefbaufirma hat nun offenkundig doch noch grünes Licht für den Ausbau über die Brücke bekommen. Hier ein paar Eindrücke:

Blick auf die Brücke in Fahrtrichtung Hauptstraße
Das ankommende Glasfaser-Leerrohr. Es wird unter dem Asphalt quer zur Straße auf die linke Seite der Brücke weiter verlegt.
Das Leerrohr kommt von rechts und muss nun über die Brücke. Man erkennt schon den Eingang zum Leerrohr das mit der Brücke über den Bach führt.
Das Leerrohr: An beiden Bachseiten ein Beton gelegt und über den Bach hinweg mit Schellen an der Brücke befestigt.

Ich kann absolut nicht nachvollziehen wieso diese Lösung so lange zur Genehmigung benötigt hat. Man weiß doch nicht erst seit gestern dass man hier das Gewässer queren muss. Ich erinnere noch einmal: Ende 2018 begann die Planung des Glasfaserausbaus.

Ich meine: Wie viele Optionen gibt es von der einen Seite eines Gewässers auf die andere Seite zu kommen?

  • Darunter durch:
    • Horizontalspülbohrung: Teuer, aufwendig, benötigt viel Platz/Raum
    • Einfach mit dem Bagger einen tiefen Graben quer zum Bach, Kabel rein und wieder zu machen: Sicherlich Problematisch für den Bach und das später darin verlegte Kabel.
  • Darüber hinweg:
    • Mitverlegen in der Brücke. Im Asphalt oder im Gehweg der ggf. auch über die Brücke führt
    • Etwas an die Brücke anbauen um das Kabel auf die andere Seite zu bekommen
    • Auf beiden Seiten einen Mast aufstellen und das Kabel über das Gewässer spannen.

Mehr Optionen fallen mir nicht ein. Also alles keine offenkundige Raketenwissenschaft. Dennoch sind hier Jahre (!) dafür drauf gegangen.

Nun ja. Das Kabel liegt, die Grundstücke hinter der Brücke können angeschlossen werden. Also Ende gut alles gut?

Keine Ahnung. Wir haben ja noch mehr Brücken. Es bleibt zu hoffen, dass man hier nur noch „copy&paste“ machen muss und nicht nochmal mit einem weißen Blatt Papier von Vorne beginnt.

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